Dienstag, 24. Juli 2012

Petrifiziert

Als ich jüngst im Netz so vor mich hin gesurft bin, entdeckte ich zufällig auf einer FSSPX-Seite, dass die Stuttgarter Niederlassung der Piusbruderschaft ein eigentlich sehr schönes Faltblatt zum Rosenkranz neu aufgelegt hat. ( http://pius.info/archiv-news/717-aktuell/6991-rosenkranz-flugblatt-wieder-erhaeltlich ) "Eigentlich", denn es fehlen die Lichtreichen Geheimnisse.

Das hat mich veranlasst, FSSPX die folgende Anfrage zukommen zu lassen:

"Ich kann verstehen, dass Papst Johannes Paul II. - aus naheliegenden Gründen - bei Ihnen nicht in allzu hohem Ansehen steht, gleichwohl stellt sich mir die Frage, warum Sie bei Ihrem ansonsten sehr schönen Flugblatt die Lichtreichen Geheimnisse des Rosenkranzes unberücksichtigt lassen. Diese sind vom verstorbenen Heiligen Vater der ganzen Kirche zum Gebet empfohlen worden. Sie sind weltweit akzepiert, theologisch völlig unstrittig und schön. Beschädigt Ihr Alleingang in diesem Punkt nicht die Glaubwürdigkeit Ihrer gerade in jüngster Vergangenheit wiederholt betonten Behauptung, unverändert zur Gesamtkirche zu gehören, und eben gerade keine Sedisvakantisten zu sein?"

Die kurze, aber aufschlussreiche Antwort hatte ich schon am Folgetag in meinem Postfach: "Leider können wir die lichtreichen Geheimnisse nicht nehmen, denn sie stammen nicht aus der Tradition, wenngleich natürlich nichts falsches enthalten ist."

Angeblich war es der hl. Thomas Morus, der gesagt hat: "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme." 

Lebt man wirklich Tradition, wenn man alles, was nach einem bestimmten Zeitpunkt (1962?) geschehen ist, pauschal ignoriert - selbst, wenn es "nichts falsches" enthält?

Ist es Tradition, wenn man ausgewählte Selige oder Heilige (Pater Pio, Edith Stein, Mutter Theresa, Maximilian Kolbe etc. etc.) in seinem Kalender nicht berücksichtigt, nur weil sie erst in jüngerer Zeit zur Ehre der Altäre erhoben worden sind?

Ist es unvereinbar mit der Tradition, beim Gebet des Rosenkranzes von Frauen statt von Weibern zu sprechen?

Ist das Tradition, oder ist das nicht doch eher ein verknöcherter, ein petrifizierter Traditionalismus?

Ich bekenne mich ausdrücklich zur Tradition. Aber zu einer, die noch atmet. 

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