Montag, 31. Oktober 2011

Dem stimmt der Berliner Diözesanratsvorsitzende Wolfgang Klose zu:

(gloria.tv/ KNA) Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge hat die Haltung von Papst Benedikt XVI. zur Ökumene kritisiert. In einem Beitrag für die «Evangelische Zeitung» (Hannover) schrieb er, «dass dieser Papst weder ein Konzept für die Ökumene mit den reformatorischen Kirchen hat noch eine Idee für die theologische Weiterarbeit, wie sein Vorgänger». Bei seinem Treffen mit Spitzenvertretern des Protestantismus im Erfurter Augustinerkloster sei Benedikt XVI. weder auf die Vorarbeit zum Amtsverständnis eingegangen, «noch hat er den Faden der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre aufgenommen oder die Chance ergriffen, die im gemeinsamen Taufverständnis verborgen liegt».

Dröge betonte, die Haltung des Papstes berühre nicht das evangelische Selbstverständnis. «Wir warten nicht auf ökumenische Geschenke - das war das päpstliche Missverständnis in Erfurt.» Die Protestanten erwarteten «vielmehr eine ernste Auseinandersetzung, welches Kirchenverständnis dem Evangelium Jesu Christi am besten entspricht». Der Bischof bezog sich damit auf die Aussage von Benedikt XVI. in der Erfurter Augustinerkirche, Erwartungen an ein «ökumenisches Gastgeschenk» im Rahmen seines Besuchs seien «ein politisches Missverständnis des Glaubens und der Ökumene».

Der ökumenische Streit müsse «nicht um des evangelischen Selbstverständnisses willen geführt werden, sondern um die rechte Auslegung des Evangeliums», erklärte Dröge. Streit sei nötig für die Frauenordination, für die Rechte der gleichgeschlechtlich Liebenden und für die synodale Gestalt der Kirche und für die evangelische Form der Einladung zum Abendmahl.

Dröge bewertete den Papstbesuch zugleich als «enttäuschend» für die Katholiken. «Kein Wort zur Reformbedürftigkeit ihrer Kirche oder zur Gewissensentscheidung derer, die mit ihrem evangelischen Partner dem Ruf Jesu zum gemeinsamen Abendmahl folgen wollen. Keine empathische Reaktion auf die Bitte des Bundespräsidenten, barmherzig mit gebrochenen Biografien umzugehen. Nichts Versöhnliches zu den Streitthemen und den Flügelkämpfen innerhalb der katholischen Kirche», begründete er seine Einschätzung. Dröge ist Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

***********************************************************************************************


Rabenai stellen sich da zwei Fragen:

1. Warum ist der Herr Klose nicht längst auch de jure Protestant geworden?
2. Wann gesteht sich die Heilige Kirche endlich ein, dass "ökumenische" Gespräche mit Leuten wie Herrn Dröge völlig überflüssig sind?

Samstag, 22. Oktober 2011

Eine verspätete Rezension

Arnold Stadler
Salvatore
S. Fischer Verlag 2008
ISBN 978-3-10-075124-9
222 Seiten, Euro 17,90


Vor einem halben Jahrhundert hat ein Kunsthistoriker mit dem schönen Namen J. A. Schmoll gen. Eisenwerth ein Buch herausgebracht über das „Unvollendete als künstlerische Form“. Daran musste Rabenai denken, als er Stadlers neues, sehr merkwürdiges Buch gelesen hatte. Eigentlich ist es nicht Halbes und nichts Ganzes, aber es hat seinen Reiz.

Es beginnt wie ein Roman über einen Mann, Salvatore, in norddeutscher Einsamkeit, der sich, weil es Christi Himmelfahrt und er katholisch ist, im Gemeindesaal einer Kirche Pasolinis Film „Il Vangelo secondo Matteo“ anschaut. Aus einer italienischen Familie stammend, ist es für ihn ein Wiedersehen mit der halben Verwandtschaft, die sich dem Filmemacher 1964 als Laiendarsteller zur Verfügung gestellt hatte. Doch letztlich sind es nicht die Tanten und Onkel, die ihn fesseln, es ist der Salvatore, der Heiland des verfilmten Mattheus-Evangeliums. Er sieht dessen Taten und Wunder, kann zwar nicht glauben, wird jedoch von einer großen Sehnsucht danach erfüllt.

Doch nun, vielleicht in der Hoffnung und löblichen Absicht, dass es dem Leser ähnlich ergehen möge wie dem Helden des ersten Buchdrittels, beginnt der Theologe Stadler, den Film, d. h. das Evangelium nachzuerzählen. Das macht den gefühlt längsten Teil des Buches aus. Wenn man den Bibeltext selbst kennt, ist das so richtig kurzweilig nicht. Das Original ist entschieden besser als das Stadlersche Regest.

Spannend wird das Buch erst wieder, wenn der Autor auf Caravaggios „Berufung des Matthäus“ zu sprechen kommt, ein Gemälde, das in der Römischen Kirche San Luigi dei Francesi hängt. So recht weiß man eigentlich nicht, wie das alles eigentlich noch mit unserem Kinobesucher zusammenhängt. Der ist inzwischen nämlich verdunstet. Doch dem Autor gelingt es nicht nur, seinen Lesern eines der schönsten italienischen Barockgemälde nahe zu bringen, er unternimmt aus gleich eine recht überzeugende ikonographische Neuinterpretation. Schade, dass der Verlag sich nicht dazu hat durchringen können, das Kunstwerk größer, auf besserem Papier und in Farbe abzubilden. Die zugesoßte Schwarzweißbriefmarke auf Seite 198 wird Caravaggio nicht gerecht. Und Stadlers dankeswerten Bemühungen auch nicht.

Rabenais Fazit: Verwirrendes Triptichon mit reizvollen Außenflügeln.